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Aller guten Dinge sind 3!

Der 21.03.2010 fing eigentlich an wie jeder andere Tag. Bis zum Nachmittag war alles wie immer, ich hatte ein geregeltes Leben – und einen gemütlichen Sonntagnachmittag. Dann kam ein Anruf, in dessen Verlauf sich zunächst noch nicht rausstellte, wie arg sich mein Leben verändern würde.

Nach diesem Telefonat war klar, ein paar Veränderungen könnten eventuell auf mich zukommen. Ich würde mich gleich ins Auto setzen, in die Nachbarstadt fahren und meinen potentiellen ersten Pflegehund “nur mal anschauen”, vermutlich über Nacht mitnehmen und schauen, wie es am nächsten Tag weiter gehen wird. Die Kleine, die ich erst nach dem Telefonat auf einem Foto sah, war unglaublich süß, sie würde bestimmt ganz schnell in ein neues Zuhause ziehen.
runa-8 Das erste Bild, das ich von Merle sah

Erstmal sollte sie nur den Montag bei mir verbingen, weil sie sonst den ganzen Tag alleine bleiben müsste, der Umzug in ein neues Zuhause am Vormittag war an der Vorkontrolle gescheitert. Den einen Tag kriegen wir schon rum dachte ich, ich hatte eh frei und warum nicht den Tag mit einem Hund verbringen, bis eine Lösung da ist.

Über einen Pflegehund hatte ich schon lange nachgedacht und so war auch schon der Freundeskreis informiert und hatte sich fürs Gassigehen angemeldet, der Vermieter war informiert, die Arbeitskollegin war auch einverstanden, es sprach also nichts dagegen.

Als ich bei der Pflegefamilie ankam, begrüßte mich erstmal ein Golden Retriever, von Merle war nichts zu sehen. Im Wohnzimmer entdeckte ich sie dann, versteckt und sehr verunsichert. Also setze ich mich erstmal auf den Boden und beschäftigte mich mit dem anderen Hund, es dauerte nicht lange und sie wurde neugierig. Ganz vorsichtigt schlich sie sich Schritt für Schritt näher heran. Zum Glück hatte ich noch die Leckerlis vom Tierheimbesuch am Vortag in der Tasche, die schienen ihr zu schmecken. Nach nur wenigen Minuten ließ die Kleine sich sogar von mir anfassen, sehr zur Verwunderung ihres Pflegefrauchens, die bislang das alleinige Privileg genoss.

Wir erzählten eine ganze Weile. Ich erfuhr, dass Merle gleich am ersten Tag aus dem Fenster im Hochparterre gesprungen und weggelaufen ist, sich kaum wieder einfangen ließ. Dass sie aufs Bett machte wenn sie alleine gelassen wurde, dass das Ordnungsamt mehrfach vorbei kam weil sie herzereißend schrie wenn das Frauchen die Wohnung verließ, sah das aus der Wand gerissene Stromkabel und die aus der Transportbox heraus zerfetzte Tapete – nun ja, bei mir würde sie ja nicht alleine bleiben, es waren ja genügend Freunde da die auf sie aufpassen würden und bestimmt ist sie ganz schnell vermittelt. Außerdem muss ja auch bei mir erst eine Vorkontrolle gemacht werden, wer weiß ob ich die bestehe, es geht ja erstmal nur um den morgigen Tag. Dachte ich

Also wurde mir Merle mit Halsband, Leine, Transportbox, Napf, etwas Futter und einem von ihr zerfetzten Tau mitgegeben und so trottenen wir ans Auto, Merle lief ganz selbstverständlich mit, ich hätte es nicht anders erwartet. Dass Mitlaufen bei einer fremden Person die absolute Ausnahme ist, stellte ich in den folgenden 3 Jahren bei jedem erneuten Versuch fest.

Da waren wir dann also, der kleine schwarze Hund und ich. Die Tür geht auf und der Hund verschwindet im letzten Eck unter der Kücheneckbank.
img_0060 Dort blieb sie solange, bis ich mich bewegte. Dann entwickelte sie sich zum Schatten und folgte mir auf Schritt und Tritt. Als es spät wurde und ich schlafen gehen wollte, verkroch sie sich im letzten Eck unterm Bett, das Körbchen interessierte sie überhaupt nicht und die Box, in der sie sonst schlief, mied sie so gut es ging. Während sie im Schlaf scheinbar alles Grauen der Welt erlebte und in einem durch winselte und wimmerte, schnaufte und gelegentlich aufjaulte, machte ich kein einziges Auge zu.

Am nächsten Tag führte der erste Weg in den Zoofachhandel – Leckerlis, Kauartikel, Spielzeug, das sollte bis zum Nachmittag reichen wenn die Vorkontrolle gemacht wird. Noch schnell ein paar Hundebücher in der Bücherei ausgeliehen, man kann ja nie genug wissen. Daheim dann das selbe Spiel wie am Abend: ab unter die Eckbank, bis ich mich bewege. Immerhin kam sie ein paar Mal zu mir, legte sich neben mich und ließ sich streicheln, ganz so schlimm war es wohl doch nicht bei mir.

Jetzt wurde ich aber doch etwas nervös wegen der Vorkontrolle. Die Kleine gefiel mir echt gut, ich würde sie schon gerne behalten bis sie ein neues Zuhause gefunden hat und ihr gefiel es scheinbar auch. Zwar fraß sie nichts und ihr bisheriges Lieblingsspielzeug rührte sie nicht mehr an, aber Bauchkraulen und Leckerlis fand sie toll.

runa
Der zweite Tag

Die Vorkontrolle war sehr nett, bei Kaffee und Kuchen (ich gebe zu, ein ernsthafter Bestechungsversuch ;) ) erfuhr ich viel über die Besonderheiten von Tierschutzhunden, bekam viele Tipps und den Zuspruch, dass ich das schon schaffen würde, die Kleine würde wirken, als hätte sie schon sehr viel Vertrauen zu mir. Das gab mir natürlich Hoffnung.

Kurz darauf kam dann der Anruf von Merles Vermittlerin, die Vorkontrolle hat ihr OK gegeben und Merle dürfe so lange bei mir bleiben, bis sie ein Zuhause gefunden hat!

Tja, dieses Zuhause hatte sie eigentlich schon gefunden, auch wenn es noch ein halbes Jahr dauerte, bis es mir bewusst und das Ganze offiziell wurde. Aber dies alles zu erzählen würde Monate dauern und diese Zeit verbringe ich lieber mit Merle ;)

Danke meine Süße für 3 wunderbare Jahre mit Dir!

Auch wenn es oft nicht leicht war, wir viele Rückschläge in Kauf nehmen musstest, Deine Gesundheit mir oft Sorgen machte, ich immer wieder verzweifelte, weil ich einfach nicht wusste, wie ich Dir bei Deiner Angst helfen kann – ich möchte keine Sekunde mit Dir missen und werde es nie bereuen, vor 3 Jahren so spontan gewesen zu sein.
Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt und dafür danke ich Dir!
Nie vergesse ich den Moment, als sich Deine Rute zum ersten Mal zum Wedeln erhob, als Du mich das erste Mal angestupst hast, als Du das erste Mal mit mir gespielt hast, das erste Mal mit Deinem Kopf auf meinem Arm eingeschlafen bist.
Ohne Dich wäre mein Leben sicher manchmal einfacher, aber auch einfach leer!

Ich bin froh, dass Du mein Schatten bist!

theosIm griechischen Tierheim mit ihrem Bruder Theos

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